Woche 13 und 14 lassen sich recht schnell zusammenfassen. Ich habe weiter programmiert, die Simulation tut eeeendlich genau das, was sie soll – oder anders gesagt: Das Programm läuft endlich in der Simulation. Leider verhält sich der Roboter in echt noch etwas anders, aber das ist der nächste Schritt. Da es wirklich arbeitsintensiv ist und mir irgendwie auffällt, wie wenig Zeit noch ist, nehme ich mir auch nichts anderes vor. Kaum zu glauben, die halbe Zeit ist nun schon rum in Australien und damit auch schon deutlich über der Hälfte der Zeit in der Uni. Wenn ich überlege, dass laut Prüfungsordnung eine Studienarbeit nur 3 Monate dauern soll, dann müsste ich jetzt fertig sein, inklusive schreiben. Haha, guter Witz… Nie im Leben. Ich bin froh, wenn ich es in den 6 Monaten schaffe und selbst damit wäre ich wohl weit unter der üblichen Zeit, 12 Monate dafür sind auch noch ganz normal. Aber so viel Zeit habe ich nun mal nicht. Also arbeiten. Arbeiten. Arbeiten!!!
In Woche 15 kommt dann Besuch. Meine Schwester kommt. Sie will 4 Wochen Australienurlaub machen und lässt es sich dann natürlich nicht nehmen, bei mir vorbei zu schauen. Am Mittwochabend läuft dann also mein Telefon heiß. Ich habe für sie einen Fahrservice gebucht, der sie in Sydney auf dem Flughafen abholt und zu mir bringt. Das ist aufgrund horrender Extragebühren für den Zug zum Flughafen insgesamt günstiger und einfacher, als wenn ich sie selbst abhole. Doch der Flug hat etwas Verspätung. Der Fahrer wartet… Bei der Passkontrolle ist viel Andrang. Der Fahrer wartet und sucht. Er ruft mich an, der vereinbarte Termin ist seit 1 Std. rum, wenn sie in 30 min. nicht auftaucht, würde er ohne sie fahren. Ich versuche meine Schwester zu erreichen. Sie sagt, sie ist jetzt gerade durch die Kontrollen durch. Ich schicke sie zum Treffpunkt und rufe den Fahrer wieder an, der inzwischen den Flughafen absucht, dass auch er wieder zum Treffpunkt kommen soll. Nun klappt es endlich! Am späten Abend kommt sie dann bei mir an. Nach einer herzlichen Begrüßung wird etwas gequatscht und dann muss ich aber auch bald ins Bett, ich muss morgen schließlich wieder zur Uni, wir haben ein paar Versuche am Roboter geplant.
Am nächsten Morgen ist also wieder früh aufstehen angesagt. Interessanterweise hat Christina fast keinen Jetlag. Faszinierend, wenn ich darüber nachdenke, wie es mir die ersten Tage ging! Sie kommt mit und schaut sich den Tag über an, wie Nathan und ich Versuche am Roboter machen und feststellen, dass es natürlich NICHT so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben. Oh nein, damit ist die Hälfte der Simulation nicht anwendbar… Ich muss eine neue Version bauen. Naja, war irgendwie zu erwarten 😉 Nach der Uni mache ich mit Christina dann einen Schnelldurchgang durch die wichtigsten Stationen in Wollongong. Ich zeige ihr die kostenlosen Busse und die wichtigsten Punkte wie z.B. wo es zum Strand geht, wo die Innenstadt ist, usw. Genauer muss sie das dann morgens selbst in Ruhe erkunden.
Video: Laute(r) Vögel in Wollongong:
Am Donnerstag versuche ich dann also, eine neue Lösung zu finden. Dafür muss ich aber endlich auch mal am großen Roboter alleine arbeiten dürfen, bisher durfte ich das nur, wenn mich jemand begleitet. Ich verbringe also den halben Tag mit Sicherheitsbelehrungen und renne von Gebäude zu Gebäude und von Person zu Person, um alle nötigen Unterschriften zu sammeln. Dann wird weiter programmiert. Endlich allein am eigentlichen Roboter möglich, die Simulation ist ja leider laufend anders als der eigentliche Roboter. Ich habe drei Ideen, wie man mein aktuelles Problem lösen kann, davon wird wohl mindestens eine klappen und wenn die Schnittstelle funktioniert, so wie ich mir das denke, dann kann ich den größten Teil des bereits in der Simulation programmierten doch weiter verwenden. Möglichkeit 1 setze ich um. Schade, geht nicht, der Roboter wirft mit Fehlermeldungen um sich. Gut, die genutzte Funktion ist für diese Art der Verwendung eigentlich nicht gedacht, unser Roboter soll aber ja auch keine normalen Dinge tun, sondern Neuartiges. Da muss man eben Grenzen überspringen. ABB lässt das hier nicht zu. OK, naja, das Labor schließt, machen wir morgen weiter. Ich treffe mich in der Stadt mit Christina. Wir wollen zusammen einkaufen und schauen, ob mir eine günstige Möglichkeit finden für eine Woche gemeinsamen Urlaub. Im Internet haben wir schon mal ein paar Sachen rausgesucht aber Busfahrten sind lang und teuer, Zugfahrten noch teurer und Flüge sind auch kein Schnäppchen. Ayers Rock ist eine tolle Idee – unbezahlbar, über 600€ pro Person hin und zurück. Cairns, die Ferienmetropole im warmen Norden – auch teuer. Also wollen wir ein paar Reisebüros nach Empfehlungen abklappern. Gleich das erste, an dem wir vorbeikommen, hat ein Angebot für Cairns im Fenster stehen. Wir gehen rein und fragen nach. Aus Nachfragen wird direkt eine Buchung. Weniger als die Hälfte als zum Ayers Rock! Genial. Wir freuen uns sehr 🙂 Ich werde dann meinen Geburtstag in Cairns verbringen und Christina schenkt mir deshalb den Flug als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Wow!
Freitag wird dann weiter programmiert. Sind ja noch zwei Möglichkeiten über und Möglichkeit 2 MUSS eigentlich funktionieren. Also umgesetzt. Und? Zu langsam. Sie funktioniert, ist aber entweder so langsam, dass man dabei einschläft oder so brutal, dass sie alle Objekte auseinander nimmt und zerstört, weil sie so träge reagiert. Na toll. Oh oh. Möglichkeit 3. Das Ergebnis ist quasi das gleiche wie bei der ersten. Ahhhh… Etwas Panik baut sich auf, wenn es gar nicht geht, habe ich keine Möglichkeit mehr weiterzukommen. Das wäre der Horror. Der Tag wurmt mich ziemlich. Als das Labor schließt, bin ich nicht wirklich weiter. Oh nein… Das Problem ist nicht der verlorene Tag, sondern dass ich momentan keine Idee habe, wie ich das Problem lösen kann!
Dann packen Chrissy und ich unsere Sachen. Wir haben uns zwei Betten in einem billigen Hostel in Sydney gemietet und wollen das Wochenende in Sydney verbringen. Mich lassen die Gedanken an mein Projekt nicht los. Aber am Wochenende hätte ich eh nichts machen können. Auf meinem Laptop ist die Lizenz für die Simulation abgelaufen, außerdem tut der Roboter ja eh nie das, was er laut Simulation machen soll. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, denn wenn ich das Problem nicht gelöst bekomme, wirft mich das vermutlich um Wochen bis Monate zurück. Und ich kann doch nicht mal eben ein paar Monate länger hier bleiben? Unbezahlbar wäre das und würde auch alle weiteren Planungen über den Haufen werfen. Naja, ab nach Sydney. In Wollongong müssen wir Schienenersatzverkehr nehmen, auf der Strecke werden gerade Gleise gewechselt. Am Hostel angekommen sehen wir dann, wo wir eigentlich gelandet sind. Kings Cross – quasi die “Reeperbahn” von Sydney. Disco an Disco und dazwischen Bordelle und Sexshops. Und an jeder Ecke ein Hostel oder Hotel. Von Heruntergekommen bis “nur für gut Betuchte” ist alles dazwischen. Nachdem wir uns noch über einen verdammt großen Mann mit Perücke lustig machen, der offensichtlich ziemlich betrunken ist, finden wir unser Hostel und für mich ist es wie erwartet bei dem Preis, für Chrissy glaube ich aber doch etwas schockierend. Ist halt nicht schön… Aber günstig. Bettdecken gibt es nicht bzw. nur gegen Extragebühr, ansonsten muss ein zweites Bettlaken als Bettdecke reichen. Ist aber auch so warm gerade, dass man keine dickere Decke vermisst. Unten im Hostel tobt die Party. Warum also nicht dazu setzen? Eine Flasche Alkohol (irgendwas möglichst günstiges) haben wir uns auch gekauft, also beziehen wir die Betten, packen unsere Sachen aus, quatschen noch kurz und gehen runter. Keiner mehr da außer einem, der einen Film schaut. Huch? Wo sind denn alle hin? Egal, wir packen die Flasche Alkohol aus. Dann sagt der Junge, dass er hier der Aufpasser für die Nacht sei und dass es freitags von 22 bis 2 Uhr verboten sei, im Hostel zu trinken, da es wohl früher Probleme gab. Hmm Mist, im Zimmer können wir aber auch nicht sitzen, da der erste schon im Bett liegt (6er Zimmer). Also reden wir noch eine Weile einfach so und überlegen, früh ins Bett zu gehen oder noch was zu unternehmen. Dann entscheiden wir uns, zu Fuß noch einmal kurz zum Circular Quay zu gehen und einen Blick auf Harbour Bridge und Oper zu werfen und bringen dafür unsere Sachen nach oben. Oben im Zimmer ist inzwischen noch einer mehr – der Mann mit Perücke im sehr betrunkenen Zustand. Oh nein… Die auffälligste Person vom ganzen Kings Cross ist also unser Zimmergeselle. Er zieht sich gerade um, will noch weiter in die Disco. Lauthals brüllt er “WALES” (seine Heimat) durch den Raum, den Schlafenden stört es aber nicht. Angeblich ist dieser nämlich so betrunken, dass er nichts mehr merkt, sagt der Waliser. Er verspricht uns außerdem, uns alle zu wecken, wenn er nach Hause kommt. Nett! :-/ Wir gehen also los, kommen an netten Plätzen vorbei, die ich selbst auch nicht kannte und gehen zum Circular Quay. Doch kein ganz kurzer Weg… Nachdem wir uns ein bisschen umgeschaut haben, gehen wir den Rückweg an und nehmen dann doch den Bus und gehen schlafen. Nach und nach kommen aber auch die anderen Gesellen nach Hause. Und sind wohl der Meinung, dass man im Zimmer ruhig weiter Party machen kann. Mist, Ohropax habe ich vergessen… Bis um 5 ist keine Ruhe. Einmal kommt auch kurz der Waliser wieder rein. Doch er ist der einzige, der sich Mühe gibt, leise zu sein. War von ihm wohl doch nur ein Scherz. Die anderen sind aber auch laut genug. Nach einer viel zu kurzen Nacht stehen wir also am Samstag wieder auf – viel zu spät, aber sonst hätten wir ja überhaupt keinen Schlaf gehabt.
Wir packen also unsere Sachen, suchen uns etwas “Brunch” auf dem Kings Cross, kaufen uns ein Zugticket und fahren zur “Bondi Junction”. Von da geht es zu Fuß weiter zum “Bondi Beach“, wohl einem der berühmtesten Strände und Surfplätze der Welt und eines von fünf Kultur- und Naturdenkmälern in Sydney. Wir setzen uns eine Weile in den Sand, beobachten ein paar Beachvolleyballer und vor allen Dingen natürlich die Surfer. Als es anfängt kühler zu werden, gehen wir zu den Bushaltestellen und fahren zum Circular Quay. Was für eine lange Fahrt, wir dachten, das sei gar nicht so weit, aber erst nach über einer Stunde kommen wir am Circular Quay an. Da die Tage immer noch verdammt kurz sind, geht die Sonne schon um 5 unter, aber ich finde die Harbour Bridge im Dunkeln fast noch imposanter als im Hellen. Nach dem kurzen Überblick vom Circular Quay gestern genießen wir heute den Ausblick etwas mehr und laufen zur und über die Harbour Bridge. Immer wieder ein starkes Bauwerk! Dann machen wir uns auf den Rückweg zum Hostel. Die Zeit vergeht unglaublich schnell heute, kaum zu glauben, dass schon wieder Abend ist. Außerdem wartet da ja noch eine Flasche Alkohol auf uns – und ohne die hält man es in unserem Zimmer ja sonst nicht aus 😉
Im Hostel tobt auch schon die Party. In einem kleinen Aufenthaltsraum vor der Küche sitzen dicht gedrängt viele Hostelbewohner, haben offensichtlich schon gut getankt und machen Party mit lauter Musik. Wir setzen uns dazu und es wird ein lustiger, feucht fröhlicher Abend… Am betrunkensten scheint mal wieder unser Zimmergeselle zu sein dessen Heimat einfach nicht zu überhören ist (“WAAAAAALLLES!!! WWAAALLLLES!” *gröhl*). Aber auch Zimmergeselle Nummer 2 kippt dann rückwärts von der Bank und rappelt sich dann unter dem Tisch wieder auf, während Nummer 1 laut “WALES!” brüllend auf dem Tisch tanzt. Ui, ich glaube, egal wie viel wir trinken, damit können wir nicht mithalten. Spät fallen wir dann ins Bett. Später als so manche unserer Zimmergesellen.
Am nächsten Morgen um Punkt 9 wird die Tür aufgerissen. Von einem lauten “GOOD MORNING!” wird jeder wach. Was soll das denn jetzt? Ah, es ist die Frau von der Rezeption und sie verlangt von unseren Zimmergenossen, dass sie für die weiter gebuchten Nächte bezahlen. Und zwar jetzt oder auschecken. Mit einem ziemlichen Kater stehen auch Chrissy und ich auf, packen unsere Sachen und ziehen unser Bett ab, wir müssen ja schließlich auch bis um 10 ausgecheckt haben. Mit so einem Kater ist das gar nicht so einfach, oh Mann ist mir schlecht… Nach dem Auschecken genießen wir noch eine ganze Weile die frische Luft draußen, bis wir uns wieder etwas zu essen suchen und uns überlegen, was wir heute machen. Die Wahl fällt auf die “Botanic Gardens”. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg dahin – echt praktisch, dass so viele Attraktionen so nah beieinander liegen. Wir gehen zunächst noch einmal zum Opera House und genießen den Anblick von Oper und Brücke nochmal im Hellen, machen ein paar Fotos und gehen dann weiter zu den Gärten. Total schön hier! Und riesig! Bis die Sonne wieder gegen 5 am Horizont kratzt, bleiben wir in den Gärten, dann gehen wir zum “Martin Place” und ich steige dort in einen Direktzug nach Wollongong. Ein Wochenende in Sydney kann so unglaublich kurz sein! Aus diesem Grund entscheidet Christina sich auch, die Woche in Sydney zu bleiben. Die Wahl habe ich nicht – ich muss ja zurück zur Uni 🙂
Übrigens besitze ich jetzt ein Fahrrad! Der Vermieter kam einfach mal so vorbei und brachte mir ein Fahrrad. Warum auch immer? Danke! Allerdings ist es in sehr schlechtem Zustand. Die Schaltungen sind festgerostet, die Bremsen kaputt, die Züge zum Teil durchgerostet und die Kette war auch in ihrer Form zusammengerostet. Ich hab es inzwischen so, dass es wieder fährt und eine Bremse funktioniert, man kann damit fahren. Aber schön ist es nicht 😉
Servus Tobias,
wenigstens erfahren wir in deinem Blog wie es dir dort unter ergeht. Trotz vermeintlichen Streß…kannst ja kaum noch abschalten lässt du uns immer teilhaben an der tollen Umgebung mit fantastischen Bildern, aber auch tolle detaillierte Berichte. Kannst ja deine nächsten Unternehmungen mit deinem Fahrrad machen. Soll gut für den Kreislauf sein. In diesem Sinne sei lieb gegrüßt von Renate und mir
Gut, dass du die Ohropax erwähntest – sind direkt auf die bloß-nicht-vergessen-Liste gekommen!
Die Vorfreude steigt übrigens ins Unermessliche … in einer Woche bin ich dann hoffentlich ohne Verspätung in Wollongong 😉
schön, mal wieder wat zu hören/ zu lesen 🙂 die Vögel könnten diese Kakadus sein… ich meine, die waren es, die einen affenlärm machen (können) 🙂
Hach der Botanic Garden: viele Stunden haben wir da verbracht 🙂
viel Spaß wünsch ich dir noch 🙂
Hmm… ich glaube, ich habe dort noch nie welche gesehen, denke eher, das müssten Seagulls oder Magpies sein. Oder vielleicht noch eher diese kleinen braunen, bei denen ich gerade nicht weiß, wie sie heißen.
Danke 🙂